Die Rollenspiele des Samuel Fosso

Von Marvin Tare Landl · · 2023/Jan-Feb
Drei gerahmte Porträts eines Mannes in verschiedenen Posen, ausgestellt in einer Galerie mit weißer Wand.
Blick auf Fotos der Serie „Emperor of Africa“ (2013) im Museum der Moderne, Salzburg. © Rainer Iglar

Samuel Fosso ist Fotograf und Performer zugleich. Seine Kunst regt zum Nachdenken an.

Ein Schwarzer Papst, ein afrikanischer Mao Zedong: Samuel Fosso spielt gekonnt mit szenischer Selbstporträtierung und dem Vermischen diverser kultureller Elemente. Seine Fotos überraschen, und regen zum Nachdenken an – über Fotografie, klassische Porträts, aber auch über globale Hierarchen und gesellschaftspolitische Entwicklungen.

Der 1962 in Kamerun geborene Künstler verbrachte viel Zeit in Nigeria, wo seine Großeltern lebten. Durch den Biafra-Krieg (1967-1970) musste er fliehen und landete schließlich in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.

Doppelschicht. Schon im Alter von 13 Jahren bespielte Fosso, nach einer kurzen Lehre im Fach, ein Porträtfotografie-Studio, und zwar doppelt: Tagsüber fotografierte er Kund:innen, abends stellte er sich selbst in den Mittelpunkt. Der junge Fosso interessierte sich für Mode, Style und Ästhetik, für Musik, Jugendkultur und Rebellion. Davon inspiriert, fotografierte er sich. Er stellte originelle Outfits zusammen und posierte mit dazu passendem Make-up.

Das Studio in Bangui führte er bis 2014. Sein Haus wurde im selben Jahr im Zuge des Bürgerkriegs in der Zentralafrikanischen Republik geplündert. Es konnte später zumindest teilweise rekonstruiert werden.

Politische Bühne. Seine Selbstporträts erzählen Geschichten. Geschichten, die oft von politischer Natur sind, immer wieder geht es um Kolonialismus und Imperia-lismus. Fosso schlüpft in die Rollen von Muhammed Ali, Martin Luther King oder von politischen afrikanischen Ikonen wie Patrice Lumumba, dem ersten Premier der Demokratischen Republik Kongo oder in jene von Kwame Nkrumah, dem ersten Präsidenten Ghanas.

Fosso posiert auch in den Rollen berühmter Frauen, beispielsweise verkleidet er sich als die US-Bürgerrechtspionierinnen Rosa Parks und Angela Davis. Seine virtuose Kunst spielt mit Klischees und Wahrnehmungsgewohnheiten. Und mit der großen Tradition der afrikanischen Studiofotografie, die er dadurch neu aufleben lässt.

Der Künstler lebt und arbeitet heute in Bangui und Paris.

Marvin Tare Landl ist freier Journalist und lebt in Wien.

Das Museum der Moderne in Salzburg zeigt bis 10. April eine Ausstellung mit Werken von Samuel Fosso: museumdermoderne.at

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